«Im Café Yucca ist man nicht allein»
Das Café Yucca ist für seine Gäste ein verlässlicher Ort, wo sie unkompliziert ein- und ausgehen können. Mit der Pandemie kamen die Einschränkungen: Weniger Platz, Maskenpflicht. Kurt Rentsch, Teamleiter, zu schönen und schwierigen Momenten.
Wie geht es den Gästen des Café Yucca? Seit zwei Jahren herrscht auf Grund der Pandemie Ausnahmezustand. Weniger Leute können sich im Yucca aufhalten, auf den Tischen stehen Plexi-Trennscheiben, das Abendessen wird in zwei Schichten serviert.
Für unsere Gäste war und ist die Pandemie schwierig. Viele sind dadurch belastet, die Situation macht ihnen zu schaffen, sie sind ermüdet und gereizt. Sie wollten mit uns über die Massnahmen diskutieren. Sie sahen nicht ein, warum sie Masken tragen mussten oder warum wir die Anzahl Plätze im Café Yucca beschränken müssen. Es können sich aktuell 35 Personen bei uns aufhalten – normal wären aber 50 Plätze. Die Gäste wollen ihren Treffpunkt zurück, so wie er vorher war. Sie können nicht mehr einfach kommen und gehen, wie sie wollen. Das war für sie ein wichtiger Aspekt unseres Angebots, vor allem für unsere Stammgäste. Doch wir haben auch während der Pandemie immer darauf geachtet, dass wir unser Angebot für alle offen halten. Wer sich einsam fühlte, konnte ins Café sitzen oder mit uns telefonieren. Es geht vor allem darum, dass wir für unsere Gäste da sind, das ist das Wichtigste an unserer Arbeit – neben den Beratungen. Wir zeigen: Im Café Yucca ist man nicht allein.
Wie hat sich die Stimmung unter den Gästen im Lauf des Jahres geändert?
Mit Beginn des letzten Winters wurde die Stimmung unter den Gästen zunehmend angespannt. Es kam die Omikron-Virusvariante auf, wir mussten die Schutzmassnahmen erneut anpassen. Das war für alle sehr hart. Vor allem über die Feiertage war es schwierig. Doch wir konnten auch über die Feiertage die beliebten Anlässe wie Weihnachtsessen und Neujahrsfeier anbieten, das wurde sehr geschätzt.
Wer kommt ins Café Yucca? Hat sich die Zusammensetzung der Gäste im letzten Jahr geändert?
Es kamen vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 vermehrt Passantinnen und Passanten aus Europa. Wir nennen diese Passanten Europawanderer – sie stammen aus dem osteuropäischen Raum und sind in Europa unterwegs, auf der Suche nach einem Auskommen.
Café Yucca
Das Café Yucca ist ein Treffpunkt für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Hier sind alle willkommen: Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, mit wenig Geld, Personen auf der Durchreise, die in Zürich gestrandet sind. Das Yucca-Team steht nach Bedarf für Beratungen zur Verfügung. Bei existenziellen Nöten vermittelt das Team Übernachtungsmöglichkeiten und Zugang zu medizinischer Versorgung.
Ende Februar 2022 habe ich im Café Yucca mit verschiedenen ansässigen Gästen gesprochen. Sie haben sich beklagt, dass sie im Café Yucca keinen Platz mehr haben.
Damals war eine zehnköpfige Gruppe aus Bulgarien jeden Tag im Yucca. Wenn nur 35 Personen im Yucca sein können, ist das Café schon zu einem Drittel besetzt. Die Gruppe ist nach ein paar Tagen wieder weitergezogen. So gesehen war das eine Momentaufnahme. Der Nutzungskonflikt zwischen verschiedenen Gruppen ist aber so alt wie das Café Yucca selbst – es gibt das Yucca seit 1973. In den 1990er Jahren, zu Zeiten der offenen Drogenszene in Zürich, gab es zum Beispiel Reibereien zwischen den Leuten aus der Drogenszene und den anderen Gästen. Es sind Wellenbewegungen.
Wir als Team müssen das immer wieder ausgleichen. Seit Anfang Jahr 2022 können wir unseren Anlass «Das Yucca im Gespräch» wieder durchführen, nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Pandemie. Dieses Gespräch ist eine Gelegenheit, bei der sich die Gäste mit dem Team austauschen können – Anliegen anbringen, Fragen stellen, Feedback geben.
Im Moment hat sich die Lage wieder beruhigt. Wir sind auch in dieser schwierigen Zeit für unsere Gäste da, versuchen unsere Wohnstube für möglichst alle offen zu halten. Wer die Hausordnung respektiert, hat Gastrecht bei uns.